Die Von-Göler-Hütte am Itterberg wird jetzt 60 – Pläne von Forstmeister Joachim Viebig
Die Von-Göler-Hütte heute.
April 2013
Von Rainer Hofmeyer
Die Von-Göler-Hütte am Itterberg wird in diesem Frühjahr 60 Jahre. Dort oben im Wald lädt die Stadt Eberbach ihre Gäste zu rustikalen Empfängen. Der staatliche Forstmeister Joachim Viebig hat an der Stelle eine erste bleibende Spur in seinem Amtsbezirk hinterlassen.
Der Winter 1953
war in Eberbach ganz schön verschneit. Die Wälder rund um die Stadt trugen ihr schönstes Weiß. Und der 32-jährige Forstmeister Joachim Viebig
vom Staatlichen Forstamt kreuzte in Uniform mit seinen hölzernen Touren-Skiern durch seinen gerade eben übernommenen Amtsbereich. Er wollte sich in der Landschaft des Odenwalds erst einmal kundig machen. Am Rosenmontag hatte der frisch Zugezogene eher den Dienst im Kopf als den tags drauf folgenden turbulenten Fastnachtsumzug drunten in der Stadt.
Im entscheidenden Moment am 16. Februar 1953 war Joachim Viebig ganz schön hoch im Wald. Ein bestimmter Ausblick vom Itterberg
hatte es dem grünen Landesbeamten angetan. Von dort kann man die Straßen und Dächer Eberbachs und den bewaldeten Neckar weit über Rockenau hinaus sehen, eine Landschaft liegt einem zu Füßen. Eine ebene Stelle mit einer wunderschönen Sicht, darunter ein steiler Hang, der den Blick frei hält: Der geeignete Platz für eine Hütte war gefunden.
Der damalige Bürgermeister Kurt Nenninger
und der Gemeinderat waren von den Plänen des Staats-Mannes angetan. Im Stadt-Wald durfte gebaut werden. Vor seiner Eberbacher Station war Viebig in St. Leon gewesen. Dort wohnte er ein halbes Jahr mit seiner Frau in einer Jagdhütte. Und dieses Blockhaus hatte Viebig noch im Kopf, als er seine Baupläne zeichnete.
Eine Handskizze genügte den damaligen städtischen Förstern und Waldarbeitern, um innerhalb weniger Wochen eine attraktive Unterkunft auf die Lichtung zu stellen. Die Itterberghütte wurde eine Materialschau der heimischen Hölzer. Alles, was in den Eberbacher Wäldern wächst, wurde verarbeitet: Fichten, Douglasien, Lärchen, Buchen, Eichen.
Und die Bauzeit entsprach noch dem Nachkriegstempo.
Exakt drei Monate nach der Ski-Tour, am 16. Mai 1953,
drehte der damalige Bürgermeister Kurt Nenninger symbolisch den Schlüssel für die Einweihung der „Itterberghütte“.
Das Tagebuch verzeichnet an diesem Tag: Die Hütte ist ein Geschenk des Waldes an die Stadt Eberbach. Sogleich fand der gemütliche Aufenthaltsort im Wald regen Zuspruch.
Ratsschreiber, schreibende Journalisten und Rundfunkleute, Krankenschwestern, Fremdenverkehrsexperten, Stadträte, Wanderer, Vereine und viele mehr – der Itterberg war die richtige Adresse für eine heimelige Runde, meist natürlich gekrönt mit dem beliebten Eberbacher Rosenbräu, das es bis 1981 gab. Im November 1960 besprach man in der Hütte das nächste Eberbacher Bergrennen.
Doch das Holzhäuschen erwies sich bald nach dem Bau als zu klein. Zehn Jahre nach der Einweihung, 1963 gab der Gemeinderat dem Leiter der Stadtförsterei, Siegmar Richter,
den Auftrag zu einer Erweiterung auf etwa 30 Plätze. Ein Kachelofen wurde eingebaut, ein Vorraum ergänzt, Küche und Toiletten erhielten einen besseren Standard.
Die Besatzung des Eberbacher Paten-U-Bootes „Wilhelm Bauer“ tauchte 1965 für einige feuchte Stunden in der vergrößerten Hütte ab. Da hatte dort die ganze 58 Mann starke Truppe mit der Eberbacher Marinekameradschaft dann eher Platz, wenn auch immer noch beengt.
Den jetzigen Namen
hatte die Hütte nicht von Anfang an, den verlieh man ihr im Zuge der Erweiterung.
In Erinnerung an Oberforstrat Freiherr Albrecht von Göler, der von 1924 bis 1948 die Geschicke des Waldes verantwortete, entschieden Bürgermeister Hermann Schmeißer und das Eberbacher Stadtparlament im Oktober 1965, den ehemaligen Leiter des Staatlichen Forstamtes zu würdigen. Das Schild an der Stirnseite wurde ausgetaucht, „Itterberghütte“ abgehängt.
Die Hütte auf der Marienhöhe und die Max-Hauck-Hütte in der Lautenbach, letztere benannt nach dem vormaligen Leiter der Stadtförsterei, sind ebenfalls an schönen Stellen im Stadtwald platziert. Aber die Position der Von-Göhler-Hütte gilt als einzigartig. Der eine oder andere Pavillon im Stadtwald kommt da auch nicht heran.
Der Wald ruft. Sollte jemals jemand der Auffassung sein, es gäbe eine noch aussichtsreichere Lage im Eberbacher Odenwald und es wäre noch genügend Geld für den Bau einer weiteren Hütte vorhanden, könnte diese gleich zu Beginn einen Namen bekommen: Forstdirektor Joachim Viebig hat ab jenem Ski-Marsch am Rosenmontag 1953 in über 30 Jahren Dienstzeit lang noch vieles für den Stadtwald geleistet. So lange wie er war übrigens auch keiner staatlicher Forstmeister in Eberbach.
Bürgermeister Kurt Nenninger öffnet die Hütte bei der Einweihung 1953.