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Erster Eberbacher Toter im Ersten Weltkrieg


Ein Querschläger traf ihn ins Herz

Franz Josef Bosch war der erste Eberbacher Gefallene im Ersten Weltkrieg – Seine Grabstätte in Frankreich ist bekannt - Eberbach verlor 217 Söhne der Stadt

Franz Josef Bosch - Gewerbeschulvorstand in Eberbach.

21. August 2014
Von Rainer Hofmeyer

Neben dem Leid, das der Erste Weltkrieg über ganz Europa gebracht hat, gibt es auch viele tragische Einzelschicksale in Eberbach. 217 tote Söhne sind zu betrauern. Der erste Eberbacher fiel am 21. August 1914 im Elsass, heute vor hundert Jahren. Er liegt auf dem Ehrenfriedhof im französischen La Broque.
 
Der Erste Weltkrieg war gerade mal drei Wochen entfesselt, da fiel der erste Soldat aus Eberbach. Am 21. August 1914, morgens um acht, kam der 27-jährige Offiziersstellvertreter Franz Josef Bosch in den Vogesen in feindlichem Gewehrfeuer um. Seine Kompanie war am Berg Petit Donon, zu Deutsch: Kleine Donne, gegen eine Grenzstellung der französischen Alpenjäger angerannt. Ein feindlicher Querschläger traf Bosch ins Herz. Er war sofort tot und wurde neben dem Schlachtfeld provisorisch begraben.

Die Meldung vom ersten Gefallenen der Stadt erreichte die Eberbacher am 25. August 1914. So sehr diese Nachricht schockierte, noch hatte es mit Boschs Tod keine einheimische Familie getroffen. Der in Emmendingen geborene Franz Josef Bosch war Vorstand der Gewerbeschule und erst zwei Jahre vor Ausbruch des Krieges aus Karlsruhe nach Eberbach gekommen.

In der Neckarstadt wohnte der ledige junge Mann seit 1912 am Itterberg. In amtlichen Dokumenten von damals ist vermerkt, dass er in Untermiete logierte: "Bei Knecht". Bosch hatte seine Militärausbildung 1908 als Vizefeldwebel der Reserve abgeschlossen und wurde gleich zu Beginn des Krieges zum Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 40 eingezogen.

Der zweite Gefallene mit Todesdatum 21. August war 1893 im damals noch selbstständigen Neckarwimmersbach geboren: Infanterist Ottomar Salzmann aus dem Regiment 23 erlag im Lazarett Bensdorf in Lothringen den Schussverletzungen, die er zwei Tage zuvor bei einem Marsch an der deutsch-französischen Grenze erlitten hatte. Der feindliche Angreifer gehörte einem algerisch-tunesischen Schützenregiment des französischen Heeres an.  Salzmanns Kameraden haben ihn getötet. Ottomar Salzmann wurde auf dem deutschen Garnisonsfriedhof Morhange bestattet, der schon vorher im jetzt französischen Departement Moselle eingerichtet war. Dort ruht er noch heute.

Der erste im alten Eberbach gebürtige Gefallene war der ledige Reifschneider Friedrich Joho. Der 24-jährige Fußsoldat aus dem 8. Badischen Infanterieregiment Nr. 169 wurde am 26. August im elsässischen Sainte-Barbe ausgerechnet beim abendlichen Essenfassen von einem Kirchturm aus mit einem Maschinengewehr beschossen und dreimal tödlich getroffen. Die amtlichen Unterlagen ergeben keinerlei Hinweise darauf, wo Friedrich Joho begraben liegt.

Wieder traf es das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 40: Den Tod des in Eberbach geborenen Schmiedes Heinrich Schuppert verursachte ein Lungenschuss im französischen Étival in den Vogesen. Schuppert verstarb zwei Tage nach seiner Verwundung am 9. September. Der 29-jährige Soldat hinterließ Frau und zwei Söhne. Die Familie Schuppert erfuhr später ein besonders tragisches Schicksal: Beide Söhne Heinrich Schupperts, Heinrich Robert und Philipp, die bei seinem Tod noch kleine Kinder waren, sind im Zweiten Weltkrieg im Osten gefallen.

Fast schon makaber ist die Geschichte des Eberbacher Unteroffiziers Emmig, die hingegen einigermaßen glücklich ausging. Emmig war zu Kriegsbeginn 1914 schon als gefallen betrauert worden, da erschien der Totgemeldete wieder in seiner Heimat - mit einer schweren Handverletzung, aber ansonsten wohlauf. Er wurde im Eberbacher Lazarett am Turnplatz gesund gepflegt.

Der große Krieg von 1914 bis 1918 kostete insgesamt 10 Millionen Tote und 20 Millionen Verwundete, 2 Millionen deutsche Soldaten fielen. Offiziell spricht man von 638 Eberbachern, die in den Krieg gezogen waren. Eberbach am Neckar beklagte am Ende 217 Söhne der Stadt. Etliche Eberbacher Gefallene des Krieges 1914/1918 haben auch auf der Kriegsgräberstätte ihrer Heimatstadt beim Ohrsberg die letzte Ruhe gefunden. Viele liegen jedoch auf irgendeinem Heldenfriedhof, beerdigt unter ihrem Namen oder als unbekannte Soldaten.

Das Grab dessen, der amtlich als erster gefallener Soldat aus Eberbach gilt, konnte bei unseren Recherchen aufgespürt werden. Franz Josef Bosch liegt auf dem elsässischen Ehrenfriedhof La Broque, vormals Vorbruck. Nach dem Ende des Krieges haben dort die Behörden des Nachbarlandes zwischen 1920 und 1924 einen Sammelfriedhof für deutsche Soldaten angelegt. Die meisten der hier Ruhenden verloren das Leben bei den ersten Kämpfen um die Grenzübergänge zwischen dem damals deutschen Reichsland Elsass-Lothringen und Frankreich, als deutsche Truppen nach einem französischen Angriff ab 20. August zur Gegenoffensive übergingen.

In La Broque wurden insgesamt 1933 deutsche Soldaten beigesetzt, umgebettet aus 37 umliegenden provisorischen Grabflächen, die während der Kämpfe angelegt worden waren. Von den auf diesem Friedhof Beerdigten haben 634 namentlich bekannte Soldaten ein Einzelgrab. So auch der erste Eberbacher Tote des Ersten Weltkrieges, der am 21. August 1914 gefallen war. Offiziersstellvertreter Franz Josef Bosch liegt in Block 4, Grab 55.

INFO. Quellen: Stadtarchiv Eberbach; Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Bei der Recherche entdeckt: Franz Josef Bosch liegt auf dem elsässischen Ehrenfriedhof La Broque.

Eine Eberbacher Infanterie-Einheit 1914  auf dem Lindenplatz.

Repros: Rainer Hofmeyer
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