1936 als schönstes Freibad im Neckartal eröffnet Umbau und Abriss der alten Anlage Mitte der 1970er-Jahre
1936 nach der Eröffnung - Im Jahr darauf wurde das Gebäude bereits erweitert.
7. Juni 2016
Von Rainer Hofmeyer Am 7. Juni 1936 wurde das neue Eberbacher Licht-, Luft und Sonnenbad eröffnet. Achtzig Jahre hat es also jetzt hinter sich. Eigentlich wäre das ein besonderes Jubiläum wert gewesen. Allerdings hat es nach der Hälfte seiner Jahre einen tiefgreifenden Umbau erfahren. Wer nachrechnet, der stellt fest: Die ursprüngliche Anlage und das neuere Bad können sich dieses Jubiläum eigentlich in gleichen Zeitabschnitten zurechnen lassen. Jedes bringt rund 40 Sommer ein. Inzwischen ist das Eberbacher Freibad Teil einer Anlage mit Freibecken und Hallenbad. Die technischen Anlagen der beiden Einrichtungen sind zusammengelegt.
Während das alte Bad an derselben Stelle schon nach 40 Jahren umgebaut werden musste, scheint das neue technisch und von der Wasserqualität immer noch top zu sein. Aber: Die heutigen Anstalten schreiben Defizite. Das Hallenbad befindet sich sogar in einer privaten Revitalisierung. Wie vor über 40 Jahren, als es einen Förderverein gab, der für Eberbach endlich ein Bad auch für den Winter verwirklicht haben wollte.
Mit dem Freibad war das ehemals ganz anders. Als es vor jetzt genau 80 Jahren vom damaligen Bürgermeister Hermann Schmeißer
feierlich eröffnet wurde, pries es alle Welt als das attraktivste Bad im ganzen Neckartal. Die Propaganda lobte das Gelände mit einem "Anblick von kaum zu beschreibender Schönheit". Bis von Mannheim kamen die Badegäste zum Schwimmen und Erholen. Für 1,50 Reichsmark rollten die Sonderbusse
per Fahrplan nach Eberbach.
Heute würde man über ein dereinst hoch gelobtes Detail schmunzeln. Im alten Bad gab es "moderne Umkleidekabinen mit Signalklappen".
Der Badegast kleidete sich in einem Raum um. Dann drückte er eine rote Klappe. Zwei bis manchmal drei Angestellte kümmerten sich im Nebenraum um die Kleider. Sie warfen die rote Klappe hoch und öffneten eine Tür zur Kabine. Der Kleiderbügel wurde von Hand zu Hand übergeben. Ein nummeriertes Kettchen
zeigte zu den richtigen Klamotten. Nach dem Badegenuss wurde das ganze Prozedere in umgekehrter Reihenfolge wiederholt. Heute hat jeder einen eigenen Spind mit Schlüssel und muss einen Euro einwerfen.
„Strandbad“
nannten die Eberbacher ihr Schmuckstück. Das mit dem Strand traf ja auch zu: Neckarstrand. Obwohl der Neckar bei Weitem nicht die Wasserqualität hatte wie heute, warf sich Eberbachs vornehmlichmännliche Jugendvom Ufer des Bades aus in die Fluten, um neckaraufwärts fahrende Schiffe anzuschwimmen
und sich bis zur Brücke hochschleppen zu lassen. Dann ließen sich die Neckarschleimer mit der Strömung wieder zum Freibad zu treiben. Heute ist der Neckar sauberer. Auch ist das Ufer dicht mit Büschen bewachsen, sodass man kaum noch das Ufer sieht. Der Wagemut der heutigen jungen Männer reicht aber ohnehin wohl nicht mehr zum Sprung in den Fluss.
Das ehemals neue Bad erwies sich gleich im ersten Jahr als zu klein.
Über 50 000 Besucher
kamen 1936
nach der Eröffnung. Schon zur folgenden Badesaison 1937 wurden deshalb die Umkleideräume und Toilettenanlagen erweitert: Nach beiden Seiten des Hauptgebäudes baute man an. Ebenerdig im Mittelbau des Haupthauses gab es einen kleinen Kiosk. Die obere Fläche, eine steile Treppe hoch, wurde bewirtschaftet: Kaffee und Kuchen in der Sonne. Die Anlage konnte 1961
die bislang unerreichte Rekord-Besucherzahl von fast 123 000 Badegästen
gerade so noch verkraften - heute fast utopische Traumzahlen. Die Liegewiesen wurden im Laufe der Jahre mehrfach erweitert.
Die hohen Besucherzahlen wirkten sich im alten Bad nicht nur positiv aus. Das Staatliche Gesundheitsamt Heidelberg bemängelte wiederholt insbesondere die schlechte Wasserqualität und den Zustand der Toilettenanlagen. Selbst die bei den Eberbachern für andauernde Gesprächsrunden so beliebte Fußrinne um die Beckenanlage
war den amtlichen Kontrolleuren ein Dorn im Auge.
Trotz aller heute noch gepriesenen Schönheit: Die Anlage von 1936 war im Grunde nichts anderes als ein Betongebäude mit Holzbaracken-Anbau.
All das wurde in den folgenden vierzig Jahren zu klein und entsprach nicht mehr den neuesten Anforderungen.
Darüber hinaus drängelten die Eberbacher lange Jahre auf ein Hallenbad. Das kam denn auch 1973. Es entstand ein Badezentrum in der Au. Die Kombination von Frei- und Hallenbad
hieß: Verknüpfung der Technik beider Bäder und Abriss der alten Gebäude. Die Struktur der Becken blieb jedoch erhalten.
1975 weihte Bürgermeister Horst Schlesinger das neue Freibad ein. Der Charme der 1936er Jahre war einem modernen flachen Zweckbau ohne Blickfang gewichen. Paradox: Die neue Badeanlage hat inzwischen mehr Jahre hinter sich als das frühere Quellwasser-Freibad. Aber der dominierende optische Anziehungspunkt der alten Anlage, der Turm mit Aufgang zu einem schönen Blick über das ganze Geschehnis, wird heute noch von vielen vermisst, die das alte Bad kannten.
Das alte Bad im Bau.
1937 schon erweitert - Anbau links und rechts.
Mitten im Bild: Bademeister Hermann Bussemer 1969.