750 Jahre Stadt Eberbach - Vor dem Jubiläum 1977 wurde ein neues Stadtwappen in Auftrag gegeben - Der damalige Bürgermeister Horst Schlesinger schildert, wie es zum neuen Eber kam
Das neue Eberbacher Stadtwappen.
Januar 2019
Von Horst Schlesinger
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Mit der Jahreszahl 1977
kündigte es sich an: Das 750-Jährige Jubiläum
der Stadt Eberbach. Als junger Bürgermeister seit 1973
im Amt, sah ich mich vor eine Aufgabe gestellt, wie sie nur wenigen Bürgermeistern in den Jahren ihrer Amtszeit begegnet. Um sie zu bewältigen, erforderte eine bis ins Detail gehende Planung und Organisation. Mit der Feier des 700-jährigen Stadtjubiläums unter Bürgermeister John Gustav Weiss waren anspruchsvolle Maßstäbe gesetzt. Um diesen gerecht zu werden, würde es großer Anstrengungen bedürfen. Es galt, die Bürger für die Idee zu begeistern, ihre Stadt aus diesem besonderen Anlass mit würdigem Ernst und ausgelassener Heiterkeit und Freude zu feiern, in einer großen Gemeinschaftsleistung.
Wie konnte ich in meinen Anfangsjahren und in der Phase einer lebhaften Entwicklung der Stadt, die ohnehin mit einer hohen Arbeitsbelastung in Gemeinderat und Verwaltung verbunden war und nun zusätzlich die anlaufenden Vorbereitungen des großen Jubiläums
Kräfte beanspruchte, ein Thema angehen, das keineswegs aktuell war, mit dem Jubiläum nichts zu tun hatte und auch von niemandem sonst aufgegriffen wurde: Die Neugestaltung des Eberbacher Stadtwappens.
Die Erklärung ist einfach: Die Idee kam mir, kaum dass ich mein Amt angetreten hatte und meldete sich verstärkt, je näher der Termin des Jubiläums heranrückte.
Mit einem neuen Wappentier sollte es ins Jubiläumsjahr
gehen, mit einem Eber, der sich von seinen Vorgängern in der Darstellung deutlich absetzt und dem Anspruch besser gerecht wird, Symbolfigur für Eberbach zu sein. Die Stadt und, mit ihr, die Bürger sollten sich in dem Eber überzeugend repräsentiert sehen, mit ihren positiven Eigenschaften: Mit der Leistungskraft, die sie aus ihrem Gemeinsinn schöpfen, mit der Wehrhaftigkeit, sich schädlichen Entwicklungen kraftvoll entgegen zustellen, mit dem Mut, als moderne offene Stadt den Fortschritt zu wagen und die Herausforderungen der Zukunft entschlossen anzunehmen und, nicht zuletzt, auch mit dem Stolz, Bürger dieser Stadt zu sein. Ließ sich ein solches Tier überhaupt finden? Den Versuch war es mir wert.
Der neu gestaltete Eber sollte uns im Jubiläumsjahr bei allen festlichen Ereignissen begleiten, als Botschafter unserer Stadt, legitimiert durch das Votum der Bürger.
Keine leichte Aufgabe!
Aus dem Tier der Gattung "Schwein" ist wahrlich kein Staat zu machen - weder Staat noch Stadt. Die Geschichte hat uns kein besonders attraktives Wappentier
beschert, nicht mit dem männlichen Wildschwein, dem Keiler; und noch weniger mit dem entsprechenden Pendant beim Hausschwein, dem Eber.
Um wie viel leichter hätten wir es doch mit anderen edleren Wappentieren gehabt; mit den am meisten vorkommenden, dem Löwen, dem König der Tiere (Pfälzer Löwe
im Wappen des Rhein-Neckar-Kreises und der Stadt Heidelberg), dem Adler, dem König der Lüfte (Bundesadler)
oder mit dem edlen Hirsch. Die Eberbacher hatten denn auch ersichtlich ihre Schwierigkeiten, dem Tier aus dem Wald oder gar dem gemästeten rundlichen Verwandten aus dem Schweinekoben etwas abzugewinnen, das zu einem symbolträchtigen Wappentier taugte. Das ist sicherlich der Grund dafür, dass es in der Vergangenheit immer wieder Versuche gegeben hat, das Tier neu zu gestalten. So tummeln sich in unserem Stadtwappen viele Eber, unterschiedlich gestaltet
nach dem sich wandelnden Zeitgeist und der Einstellung der zu Werke gehenden Künstler.
Spätestens hier muss uns die Frage interessieren, wie wir überhaupt zum Eber gekommen sind; und wie zum Bach, den der Eber durchschreitet.
Bei den Autoren zur Geschichte der Stadt Eberbach, John Gustav Weiss und Hansmartin Schwarzmeier, finden sich Hinweise dazu. Sie vertreten die Auffassung, dass die früheste Siedlung ihren Namen herleiten
lasse von ihrer geographischen Lage in dem fast gleichmäßigen Viereck zwischen dem Unterlauf des Holderbachs, der Itter, und dem Neckar und zwar von dem die Stadt querenden Holderbach. Dieser habe früher den Namen Eberbach geführt. Diese Herleitung kann als hinreichende Begründung überzeugen. Aus diesem Namen in der Formensprache der Heraldik
ein ansehnliches Wappen
zu gestalten, ist nicht gerade einfach.
Es ist ein "Redendes Wappen", mit dem Eber und dem Bach.
Der Eber ist als "Gemeine Figur" eines der Darstellungselemente zur Gestaltung eines Wappens. Sie ist eine direkte bildhafte Umsetzung des Ortsnamens; so auch der Bach am Schildfuß.
Es ist nicht verwunderlich, dass unsere Vorfahren, die mit der Gestaltung des Wappens befasst waren, sich durchweg für den Wildeber als Wappentier, also den Keiler, entschieden haben .
Eine Rechtfertigung dafür liefert die evolutionäre Entwicklung. Sie lässt sich geradlinig zurückverfolgen vom heutigen Hausschwein bis zum Wildschwein, vom dicken Eber des Hausschweins bis zum eindrucksvoll bewehrten kraftvollen Wildeber. Das Hausschwein ist eines der am frühesten domestizierten Wildtiere der menschlichen Zivilisationsgeschichte. Es hat sich allmählich über eine Zeitdauer von 2000 Jahren aus dem Wildschwein entwickelt, nicht zuletzt auch gezüchtet für die Fleischerzeugung. Wenn es ein Eber sein muss, dann ist es nicht verwunderlich, dass unsere Vorfahren die natürliche Vorlage für die Gestaltung des Wappens auf dem Weg der Entwicklung zurück gesucht und in dem Wildeber
gefunden haben.
Und das überzeugt am meisten: Derbewehrte Wildeber
genießt in anderen Kulturen eine hochwertig besetzte Symbolik, Für germanische Völker war er Inbegriff des Kampfesmutes
und der ungezügelten Naturkraft, galt als heilig und war ein Zeichen von Wohlstand und Reichtum, von Fruchtbarkeit und Stärke. In Asien ist er Symbol der Familie und der Gesellschaft, wohl abgeleitet von dem ausgeprägten Sozialleben, das bei Wildschweinen festzustellen ist Diese trefflichen Eigenschaften sind es, die es uns dann doch sehr viel leichter machen, mit dem Wildeber gut auszukommen. . Die älteste Darstellung unseres Wappentieres
in dem seit 1387
bezeugten städtischen Siegel
zeigt ein eigenartig verfremdetes Tier, mit unnatürlich verlängerten Hinterläufen. Zu diesem Kunstgriff könnte sich der Künstler veranlasst gesehen haben, um zu erreichen, dass das Tier über dem nach einer Seite des Wappens abfallend dargestellten Bach nicht kopflastig und schräg im Wappen stehend wirkt. Das, was am Schildfuß ein Bach
sein soll, mutet freilich eher an wie eine Felsformation.
Mit den Ergebnissen der in den vergangenen Jahrhunderten wiederholten Versuche, die Gestalt des Ebers zu ändern, konnte ich mich nicht anfreunden. Das gilt zum Beispiel für den dicklichen Eber im Großen Stadtsiegel von 1542.
So sah sich auch Bürgermeister John Gustav Weiss 1895
dazu veranlasst, auf Anregung des Generallandesarchivs Karlsruhe
eine andere Darstellung des Wappens
zu wählen. Auch ihm sagte ganz offensichtlich die bisherige nicht zu, nicht die im alten Stadtsiegel von 1387 und sicherlich ebenso wenig die von 1542. Er gab eine aus seiner Sicht mehr zeitgemäße Darstellung in Auftrag. Das hieraus hervorgegangene Wappen fand ich noch auf dem Briefkopf der offiziell verwendeten Briefbögen der Stadtverwaltung
vor, als ich mein Amt 1973 antrat und wurde weiter geführt, bis es auf meine Initiative hin 1977 durch das seitdem gültige neue Wappen abgelöst wurde.
Es bleibt daneben aber auch beim Stadtsiegel von 1387. Es wird im Hinblick auf seine herausragende historische Bedeutung immer seine Daseinsberechtigung behalten, als Symbol der alten Stadt, wo auch immer zu ihr Bezüge nach außen deutlich zur Geltung zu bringen sind.
Bei der Motivsuche für den Ehrenring der Stadt Eberbach habe ich mich seiner Zeit für dieses ehrwürdige älteste Wappentier entschieden.
Die heraldischen Regeln
lassen Entscheidungsspielräume
erkennen, die zur Änderung ermutigten. Bei so genannten "Gemeinen Figuren" - also in unserem Falle dem Eber - wird eine möglichst weit reichende Stilisierung
empfohlen, freilich bei bestmöglicher Bewahrung der Erkennbarkeit des Motivs. Die Darstellung solle natürlich, in einer heraldisch eigentümlichen Vereinfachung, erfolgen, aber nicht naturgetreu, naturalistisch oder gar fotorealistisch. Eine mehr stilisierte Darstellung findet hier also ihre ausdrückliche Legitimation.
Das Unternehmen "Jubiläumseber"
nahm seine Arbeit auf mit meinem Schreiben vom 15. Dezember 1975 an das Generallandesarchiv in Karlsruhe.
Diese Behörde ist zuständig in Fragen der Heraldik bei Wappen von kommunalen und staatlichen Körperschaften. Ich ersuchte die Behörde um eine grundsätzliche Stellungnahme
zu meiner Absicht, das Eberbacher Stadtwappen neu zu gestalten, insbesondere zu der Frage. ob und wie weit eine mehr abstrahierte Darstellung zulässig sei, ohne freilich, das war klar, die Erkennbarkeit des Ebers in seinen wesenhaften Grundzügen zu erschweren.
Damit war ein großzügig bemessener zeitlicher Vorlauf zum Neujahrstag 1977
eingeplant, an dem vorgesehen war, dass die Herolde mit einer Grußbotschaft König Heinrichs VII. das Jubiläumsjahr offiziell eröffnen Bis dahin sollte es gelingen, das Unternehmen mit einem guten Ergebnis zum Abschluss zu bringen.
Der Leitende Staatsarchivdirektor
Dr. Zier gab mit Schreiben vom 13. Februar 1976 den Weg frei. Er beschränkte sich im Wesentlichen auf den für uns entscheidenden Hinweis, dass im Rahmen der heraldischen Grundregeln
die Möglichkeit individueller graphischer Gestaltung
bestehe, insbesondere auch für den Eber, der ganz naturalistisch, aber auch in mehr oder weniger stilisierter Form gezeichnet werden könne. Dem Künstler seien hier keine Grenzen gesetzt, solange der Eber noch als solcher erkennbar sei.
Mit der von der Karlsruher Behörde für die Fertigung eines Entwurfs vorgeschlagenen Malerin und Graphikerin
nahm ich umgehend Verbindung auf. In den folgenden Wochen ergab sich ein umfänglicher Briefwechsel, indem ich mich mit den vorgelegten Entwürfen bis in Details gehend kritisch auseinander setzte. Ich vermute, dass ich nervte. Am Ende musste ich die Künstlerin enttäuschen, was ich bedaure. Keiner ihrer Entwürfe gefiel mir uneingeschränkt.
Gelten lassen muss ich, dass sie sich sehr bemüht hat.
Wie den Akten zu entnehmen ist, konnten sich auch die städtischen Gremien für keinen der Entwürfe entscheiden, nicht für solche von ihr noch für andere, die inzwischen vorlagen. Die Sache schien festgefahren.
Da schien sich eine Wende abzuzeichnen. Mit unserem Mitbürger Armin Stähle
trat ein weit über seine Heimatstadt Eberbach bekannter Maler und Künstler
in die Szene. In einer Sitzung des Kulturausschusses
erklärte er sich spontan bereit,
zu den vorgelegten Entwürfen einen eigenen Vorschlag zu machen. Unverhofft hatten wir, wie sich herausstellen sollte, mit ihm die Idealbesetzung für die Lösung der gestellten Aufgabe gefunden. Seinen über nationale Grenzen hinaus reichenden Ruf hatte Armin Stähle mit seinem vielseitigen Werk begründet. Die Arbeiten entstanden in der vertrauten Umgebung der Odenwälder Landschaft und seiner Heimatstadt, und auf Reisen u. a. an die Nordsee (Büsum), nach Brixen in Südtirol (Diözesanmuseum, wo der Madonnenzyklus in Öl entstand), nach Holland und New York. Seine Arbeiten fanden bei Ausstellungen in zahlreichen Städten im In- und Ausland breite öffentliche Beachtung und Wertschätzung.
Es kam sehr schnell zu einem Treffen,
zu dem ich Armin Stähle
umgehend eingeladen hatte. Es war in meiner Privatwohnung, an einem Sonntagvormittag. Ich erinnere mich recht gut daran. Die Ledertasche hatte Stähle dabei, eine Tragetasche aus Büffelleder, wie seine Frau Anita verriet,; stets auch dabei - aber an diesem Tage nicht und schon gar nicht unter Dampf - eine der zahlreichen erlesenen Pfeifen des passionierten Pfeifenrauchers - geradezu Identität stiftende Accessoirs, passend zum äußeren Habitus des Künstlers. Seine Frau erzählte mir von den Ausflügen ihres Mannes in die freie Landschaft, stets dabei die alte, Wind und Wetter erfahrene Ledertasche, mit allem darin, was ein Künstler draußen so braucht. Oft habe sie Ihren Mann begleitet, ihn bei seiner Arbeit beobachtet und mit verfolgt, wie das Motiv auf dem Skizzenblock Gestalt annahm.
Im häuslichen Atelier sei dann meistens die weitere Ausarbeitung
erfolgt. Sehr konzentriert habe er gearbeitet, schweigsam, in sich gekehrt, ohne viel zu sprechen.
An jenem Sonntagvormittag nahmen die Dinge ihren Lauf. Auf dem Tisch lagen ausgebreitet die zahlreichen Skizzen, die ich gezeichnet hatte, ein Stoß von Blättern. Immer wieder hatte auch ich mich mit den inzwischen vorliegenden Entwürfen auseinandergesetzt und mich an eigene gewagt, um meine Vorstellung von einer abstrahierten und stilisierten Darstellung zum Ausdruck zu bringen. Ich habe wahrlich nicht die Gabe der Zeichenkunst. So war ich umso mehr erstaunt, dass Armin Stähle meine Skizzen aufmerksam betrachtete, mit der ihm eigenen Bedächtigkeit und ohne zunächst dazu einen Kommentar abzugeben.
Er ließ sich Zeit. Wollte er wenigstens die Fleißarbeit würdigen? Schließlich gab er sich einen Ruck, blickte auf und sah mich an, als wolle er um Nachsicht bitten für die Freiheit, die er sich nun nahm, indem er nach seiner Ledertasche griff und Skizzenpapier und Zeichenstift hervorholte. Behänd, mit sicher geführtem Strich, flog nun der Stift über das Papier. Ich saß dabei, als schweigsamer Beobachter. Ich konnte verfolgen, wie hier etwas Gestalt annahm, was das Endgültige schon vorwegzunehmen schien. Als Armin Stähle gegangen war - es waren wohl kaum zwei Stunden vergangen - war ich mir sicher: Das ist es. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Bis zum Ziel war es noch ziemlich weit, Armin Stähle hatte noch ein schönes Stück Arbeit vor sich. Aus der Skizze war nämlich jetzt im heimischen Atelier
mit großer Sorgfalt die Reinzeichnung
zu fertigen, unter genauer Beachtung der Regeln der Heraldik.
Dabei waren bestimmte Details zu beachten, die wir eingehend besprochen hatten. So waren gestalterisch bedingte Zwischenräume so zu bemessen, dass bei verkleinerter Wiedergabe des Wappens ihre Konturen nicht ineinander verschwimmen und sie verloren gehen, z. B. der Abstand zwischen den markanten Borsten
auf der Rückenlinie des Ebers. Es erforderte, wie Anita Stähle zu berichten wusste, noch Stunden am Zeichentisch, bis von Meisterhand aus den ersten Handskizzen die Reinzeichnung in Druckreife
gefertigt war.
Armin Stähle fand seine Motive vor allem bei den Menschen in ihrem Lebensumfeld, gern auch in seiner geliebten Heimat. Mit Eberbach war er zeitlebens in liebevoller Anhänglichkeit verbunden. So hatte er sich mit ganzer Hingabe auch der Aufgabe gewidmet, die ihm hier gestellt war, hatte sein ganzes künstlerisches Können eingebracht, um etwas Besonderes zu schaffen.
Der neue Eber gefiel mir sehr gut.
In ihm fand ich meine Vorstellungen auf vollendete Weise verwirklicht. Er, Armin Stähle, hatte es geschafft.
Der endgültige Entwurf fand im Gemeinderat
in dessen Sitzung vom 2. November 1976 einmütige Zustimmung. Und mit Schreiben vom 30. November 1976 erklärte das Generalarchiv sein Einverständnis.
Die jetzt gefundene Darstellung des Wappens sei zu begrüßen.
Auch er selbst, Armin Stähle, war offenbar zufrieden mit seinem Werk. Seine Frau wusste, er habe es als eine ehrenvolle Aufgabe empfunden, für seine Heimatstadt das Wappen mit dem neu gestalteten Eber zu schaffen und ihr damit zum Jubiläum ein Geschenk zu machen, von bleibendem Wert. Er sei darauf stolz gewesen.
Das Unternehmen "Jubiläumseber"
war erfolgreich und rechtzeitig abgeschlossen, noch einen Monat vor Beginn des Jubiläumsjahres.
Bei der Frage nach dem Honorar
zeigte sich Armin Stähle sehr bescheiden und großzügig. Der Betrag, den er schließlich als Honorar annahm, war, wie sich aus meinem Schriftverkehr mit ihm ersehen lässt, geringer als der, den wir vereinbart hatten, wohl gerade genug, um daraus seine Auslagen zu decken. So blieb mir nur, ihm mit Schreiben vom 22. Dezember 1976 noch einmal herzlich zu danken und ihm als kleines Geschenk zum nahen Weihnachtsfest die silberne Jubiläumsmünze zu überreichen - mit seinem Wappen auf der Vorderseite
Als es dann so weit war, Eberbach sich für das Stadtjubiläum festlich schmückte, hatte es der Eber noch rechtzeitig bis ins neue Stadtwappen
geschafft, gleichsam im Handstreich. Er war plötzlich aufgetaucht, war überall auf den blau-weißen Fahnen,
in den Straßen und Gassen, auf den Plätzen, auf den zum Jubiläum geprägten Sondermünzen,
auf den Krawatten
für die Herren und den Halstüchern
für die Damen, auf Autoaufklebern,
auf den in großer Stückzahl gefertigten Anstecknadeln
und auf dem neu gestalteten offiziellen Briefbogen des Rathauses.
Bei den festlichen Veranstaltungen in der Stadthalle hatte über der Bühne der Jubiläumseber im neuen Stadtwappen an der Seite des Siegels von König Heinrich VII. seinen angemessenen Platz eingenommen. Die Eberbacher hatten das neue Stadtwappen mit großer Zustimmung aufgenommen und sich zu eigen gemacht.
Noch heute, vier Jahrzehnte nach dem großen Jubiläum, ist bei den Älteren das große Fest lebendig in Erinnerung. Die alte und zugleich junge quirlig-lebendige Stadt hatte auf einmalige unvergessliche Weise gefeiert, mit vielen eindrucksvollen Veranstaltungen über das ganze Jahr. In den Medien war örtlich und weit darüber hinaus berichtet worden. Das Eberbacher Geschichtsblatt war mit einer reich bebilderten Sonderausgabe erschienen. Die Höhepunkte des Jubiläumsjahres waren es, denen die Berichte galten, der Jubiläumseber von Armin Stähle war in den Hintergrund gedrängt. Er hatte kein Aufhebens von sich gemacht, war heimlich gekommen und plötzlich da, überall.
In 10 Jahren, wenn Eberbach im Jahre 2027
sein 800-Jähriges Jubiläum
feiert, wird der neue Eber selbstverständlich wieder dabei sein, mit der Erfahrung des Jubiläums von 1977 und den hohen Sympathiewerten, die er in der Eberbacher Szene in seiner Paraderolle der Symbolfigur seiner Stadt genießt.
2019 wäre Armin Stähle 80 Jahre alt geworden.
Aus diesem Anlass sei seiner erinnert und dankbar an das Jubiläumsgeschenk, das er seiner Heimatstadt mit dem neuen Wappen gemacht hat. Deshalb erzähle ich sie gern, die Geschichte von Armin Stähle und dem Jubiläumseber.
Armin Stähle kreierte den neuen Wappen-Eber.
Altes Eberbach Stadtsiegel.
Horst Schlesinger -Bürgermeister im Jubiläumsjahr.