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Amtskette des Bürgermeisters


Es grüßt die badische Republik

Die Amtskette des Eberbacher Bürgermeisters ist nicht nur besonders schlicht, sondern auch ein wenig überraschend ausgestattet


Kehrseite der Medaille.

Februar 2013
Von Rainer Hofmeyer

Wenn man an die Amtskette eines Bürgermeisters denkt, dann stellt man sich einen prunkvollen Umhänger vor, in Eberbach möglichst mit einem großen Eber-Wappen für die alte Stadt und den daneben angehängten Emblemen aller neu dazu gekommenen Ortsteile. Das würde wohl ein ganz schweres und eindrucksvolles Ding, das da das bei besonderen offiziellen Anlässen vom Wohlstand eines blühenden Mittelzentrums künden könnte.

Aber die Amtskette des Eberbacher Bürgermeisters ist ausgesprochen schlicht geblieben. An einer einfachen silbernen Kette hängt eine Medaille, kaum größer als ein früheres Fünf-Mark-Stück. Fürs Erste könnte man fast an einen Scherz denken, wenn man das Ding rumdreht. Da liest man das, was sich so mancher heute aus Jux oder separatistischem Landespatriotismus irgendwo in den Party-Keller hängt: „Republik Baden“. Ein Adler hält die im Original gold-rot-goldenen Landesfarben in seinen Klauen.

Aber die Amtskette hat der Stadt kein spaßiger Mitbürger vermacht. Die Sache ist echt. Von November 1918 an gab es die Republik Baden, bis sie im März 1933 von den Nationalsozialisten „gleichgeschaltet“ wurde. Das Großherzogtum Baden, dem Eberbach ab 1806 angehörte, erlebte nach dem Ersten Weltkrieg eine Demokratisierung, vorangetrieben durch die revolutionären Arbeiter- und Soldatenräte. Großherzog Friedrich II. verzichtete am 13. November 1918 auf die Regierungsgeschäfte. Die provisorische Regierung proklamierte tags darauf die „Freie Republik Baden“. Im März 1919 gab es dann die badische Landesverfassung.

Eberbach blieb übrigens bis 1924 ein badischer Amtsbezirk. Die Silberkette mit dem Badner Wappen hat sich schon der legendäre Eberbacher Bürgermeister John Gustav Weiss umgehängt. Der war von 1893 bis 1927 Stadtoberhaupt. Vermutlich ab 1922 wurde das Zeichen des hiesigen Bürgermeisters in der jetzigen Form getragen. Kurz zuvor war nämlich die neue Badische Gemeindeordnung und die darauf fußende grundlegende Eberbacher Gemeindesatzung in Kraft getreten.

Auf der Vorderseite der Münze steht „Stadtgemeinde Eberbach“, geziert mit dem alten Stadtwappen.
Als inoffizielle Hymne der Republik Baden gilt übrigens das Badner Lied. Bei der Vereidigung von Bürgermeister Peter Reichert und der Überreichung eben jener Amtskette wurde es nicht gesungen. Aber zum Kuckucksmarkt kann man wieder in die alten Töne einstimmen, jetzt auch mit drei Strophen nur für Eberbach.

Ergänzung 2021

An der Eberbacher Kette ist die größer gewordene Stadt spurlos vorbeigegangen. Vier Amtsketten von jetzigen Stadtteilen sind auch noch vorhanden. Es waren dereinst selbstständige Gemeinden. Offenbar gab es da eine Sammelbestellung oder ein Sonderangebot. Eberbach, Friedrichsdorf, Pleutersbach und Rockenau haben wohl alle bei einer Prägeanstalt bestellt. Bei ihnen ist exakt das gleiche Wappen auf der Rückseite: „Republik Baden“. Vorne drauf sind Friedrichsdorfs Schwäne und der Fisch, Pleutersbach hat nur den Gemeindenamen, Rockenau drei Fische. Diese Medaillen dürften um 1922 angefertigt worden sein. Neben der Linde zeigt die Vorderseite nur „Gemeinde Lindach“, die Rückseite ist leer.
Die Amtskette des Eberbacher Bürgermeisters wurde im April 2014 bei einem Einbruch ins Rathaus entwendet. Die Polizei hat die Täter geschnappt und Bürgermeister Peter Reichert die Insignien der Macht wieder zurückgeben können.


Ganz schlichtes Wappen.

Fotos: Rainer Hofmeyer
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